Inklusion ist in der Berufsbildenden Schule rechtlich verankert, jedoch gab es in den letzten Jahren keine konsequente Anbahnung umfassender struktureller Veränderungen, die die Realisierung der Inklusion im Unterricht unterstützen.
So stellt sich Lehrkräften häufig die Frage: Wie können sie als Lernbegleiter mit den Herausforderungen und Besonderheiten eines inklusiven Unterrichtes professionell umgehen? Wie können sie ihn so gestalten, dass die Lernenden bestmöglich gefördert werden und was wünschen die Lernenden sich von ihnen?
Um diese zentralen Fragen drehten sich die Diskussionen in der Veranstaltung „Inklusion – Forum 7: Pädagogische Vision oder politische Konstruktion?“, die am 26. Januar 2017 am Studienseminar Neuwied, unterstützt durch den Förderverein, stattfand. Im World Café zum Thema nutzten Referendare, Experten, Lehrer und Lerner die Möglichkeit, bei Kaffeehausatmosphäre die verschiedenen Perspektiven auf die Gestaltung inklusiven Lernens zu teilen. An einen kurzen Impulsvortrag von Magnus Pfeiffer, Freiherr-vom-Stein-Schule SFL/E Koblenz, der grundlegend über Voraussetzung und Umsetzung inklusiven Unterrichtes in Rheinland-Pfalz informierte, schloss eine lebendige Diskussion an fünf Tischen zu verschiedenen Fragestellungen an.
Ein zentraler Gesprächspunkt war der Übergang der Lernenden zur Berufsschule. Jeanette Zimmer von der Diesterweg Schule SFL/E Koblenz fasste die Ergebnisse der Diskussionsrunde an ihrem Tisch zusammen: Die Gesprächsteilnehmenden seien zu dem Schluss gekommen, dass ein Erfahrungsaustausch zwischen den Lehrkräften der abgebenden und annehmenden Schulen, jedoch auch die Teamarbeit der Lehrer von entscheidender Bedeutung sei, um individuelle Maßnahmen sinnvoll gestalten zu können. Diese Aussage unterstrich Magnus Pfeiffer, Freiherr-vom-Stein-Schule, Lahnstein, Schwerpunktschule sowie Förder- und Beratungszentrum, und wies auf die vielen Beratungsmöglichkeiten für inklusiven Umgang hin, die in den letzten Jahren für Lehrkräfte geschaffen worden sind.
Besonders wertvoll empfanden die Teilnehmenden den Austausch zwischen Lehrkräften und betroffenen Lernenden der BBS Bad Neuenahr-Ahrweiler und der IGS Koblenz. Durch die Gespräche über ihre Erfahrungen gaben die Lernenden Informationen darüber, was sie sich von den Lehrern wünschen, um sich im Unterricht wohlzufühlen und bestmöglich lernen zu können. So könnten beispielsweise differenzierte Materialien, ein strukturierter Unterricht und Verständnis für ihre Situation die Lernenden unterstützen. Eine Lernerin der BBS Bad Neuenahr-Ahrweiler fasste zusammen, dass schon der offene Austausch mit Lehrkräften und Referendaren einen Perspektivwechsel ermöglichte und sie wertvolle Einblicke in die Perspektive der Lehrer bekommen habe. Frau Wein-Miller zog Bilanz aus der Diskussion an diesem Gesprächstisch: Ein sensibles Wahrnehmen der Lernenden sei nötig sowie ein wertschätzender, nicht stigmatisierender Umgang mit diesen, denn die Leistung hänge entscheidend von der physischen und psychischen Verfassung der Lernenden ab.
Besonders danken möchten die Teilnehmenden Frau Schmidt und den Lernern der IGS Koblenz dafür, dass sie als Betroffene und als Lehrerin offene Einblicke in die Gestaltung des Lernalltages bis zum Übergang in die BBS gewährt haben und damit den Lehrkräften der Berufsbildenden Schule die Gelegenheit geben, neue Ansätze für eine inklusive Unterrichtsgestaltung zu finden. Den Einblick in die individuellen Lebenswege und Zukunftspläne der Lernenden empfand A. Weingarten, Studienreferendarin am Seminar Neuwied, als sehr hilfreich, um ein Gefühl für die Erfahrungen, Lernhindernisse und Lernwege betroffener Lernender zu bekommen.
Den Austausch und die Netzwerke zu stärken und sowohl Experten als auch Betroffene zu Wort kommen zu lassen ist ein zentraler Aspekt zur Gestaltung inklusiven Lernens, der im nächsten Forum Inklusion am Studienseminar Neuwied wieder aufgegriffen wird, nämlich am 23. März 2017.
Weiterführende Informationsmaterialien zum Thema finden sie auf der Website des Bildungsservers Inklusive Bildung in Rheinland-Pfalz (http://inklusion.bildung-rp.de/gehezu/startseite.html)
Sabine Maack