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"Mit der S-Bahn in die Freiheit"

Ehemaliger Gymnasiallehrer berichtet über seine Flucht aus der DDR 1966
 
Mehrere hundert Menschen haben den Versuch die DDR-Grenzanlagen zu überwinden zwischen 1961 und 1989 mit ihrem  Leben bezahlt, einigen hundert ist die Flucht allerdings auch gelungen.
Zu diesen gehört Michael Schwerk, pensionierter Lehrer aus Köln, dem das fast Unmögliche als 22-Jährigem in der Nacht des 2. November 1966 gelang.  

 

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Wie, das schilderte Schwerk an der BBS des Landkreises, Schülerinnen und Schülern des Leistungskurses Geschichte sowie den Schülern der Geschichts-Grundkurse.

Schon früh war in Schwerk der Wunsch gewachsen dem autoritären Staat DDR, der seine Bürger permanent bevormundete, bespitzelte und jede Freiheitsbestrebung massiv unterdrückte, den Rücken zu kehren. Nach dem Abitur zu studieren hatte man ihm zunächst verwehrt. Erst nachdem er eine Lehre als Betonbauer absolviert und seinen Militärdienst abgeleistet hatte, wies man ihm den lang ersehnten Sport-Studienplatz in Leipzig zu. Doch anstatt diesen am 1. November 1966 anzutreten, setzte er alles auf eine Karte und fuhr nach Ostberlin, um an einer lange vorher ausgekundschafteten Stelle  in der Nähe des Grenzübergangs Bornholmer Straße, den Fluchtversuch zu wagen. Schwerk setze sich zu diesem Zweck in die Ostberliner S-Bahn, die direkt am Grenzstreifen nach Westberlin entlangfuhr. Nachts um halb zwei, die Bahn war menschenleer, zog er die Notbremse und sprang aus dem noch fahrenden Zug. Obwohl er natürlich sofort Alarm auslöste, gelang es dem sportlichen, jungen Mann den ersten Stacheldrahtzaun der Grenzbefestigung zu überwinden.
Doch dann, so Schwerk gegenüber den fasziniert zuhörenden Schülern, „zeigte sich ein schier unüberwindbares Hindernis: ein ca. 5 Meter tiefer Graben, Tunnel einer stillgelegten S-Bahn-Linie.“ Ohne nachzudenken sei er hineingesprungen und es sei  ihm auch tatsächlich gelungen unverletzt wieder herauszuklettern. „Die Backsteinwand wies erhebliche Unebenheiten auf, die ich zum Festhalten nutzten konnte“.
Nach der Überwindung eines weiteren Stacheldrahtzauns, erreichte Schwerk wohlbehalten eine Schrebergartensiedlung im Westberliner Stadtteil Wedding.
"Ich habe unbeschreibliches Glück gehabt und meine Flucht nie bereut", beendet er seine eindringlichen Schilderungen und weist im nachfolgenden Gespräch über die Zumutungen und Repressionen des DDR Staates die Schüler eindringlich auf das Hohe Gut der Freiheit hin, ein Gut, „für welches Menschen früher wie heute bereit waren und sind ihr Leben zu riskieren.“

„Da sieht man auch die Situation der Flüchtlinge heute noch einmal in einem ganz neuen Licht“, bemerkt eine Schülern am Ende der Diskussion und holt auf diese Weise die Vergangenheit in die Gegenwart. Auch das kann moderner Geschichtsunterricht leisten.

Uschi Grohe, Michael Sauer-Beus für BBS Pressedienst

 

 

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3. Auflage, Februar 2019

 

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