Die Liebe zu Motoren schweißt sie zusammen
Freunde des technischen Funktionsmodellbaus treffen sich regelmäßig – Industrialisierung, erzählt im Miniformat
Von unserem Mitarbeiter Marius Reichert
M Heimersheim. Dampf, Geknatter und große Augen: Wenn der Stammtisch „Freunde des technischen Funktionsmodellbaus“ wie jüngst im Heimersheimer Gasthof „Zum Stern“ seine Schätze auspackt, gibt es viel zu sehen und zu bestaunen. Darunter: 60 Modelle, Stirling-, Otto – und Vakuummotoren. Regelmäßig präsentiert der Stammtisch seine Wunderwerke auch der Öffentlichkeit. Dann ist ein Hauch industrielle Revolution im Miniaturformat zu erleben.
Der Maschinenpark der Stammtischfreunde reicht von Konstruktionen des Erfinders James Watt über französische Maschinen bis hin zu Otto-Motoren und Heißluftmotoren mit Kohle, Spiritus, Gas oder Benzin beheizt. Nachgebaut wird in der Regel maßstabsgerecht nach einer Bildvorlage. Mit Dreh-, Fräs- und Bohrmaschinen werden die entsprechenden Materialien zurechtgeschnitten und dann farblich gestaltet.
An die Geschichte des Industriezeitalters erinnert eine Maschine namens „Balance“ von James Watt, ganzer Stolz des Stammtischbruders Gerd Engels aus Ahrweiler.
Mit ihr wurde Ende des 18. Jahrhunderts vornehmlich Wasser aus Bergwerken gepumpt. Ein paar Jahre später sei die Leitung der Dampfmaschine stärker geworden, und nicht nur deswegen erhielt eine französische Maschine den Namen „Elegance“, wie Gerd Engels erklärte. Mit ihr wurden seinerzeit Webstühle in Frankreich angetrieben. Wenig später waren es oszillierende Maschinen, die in Betrieben die Werkzeuge bewegten.
Die Modellbauer stellen sich auch immer wieder neuen Herausforderungen. So war Günther Vitzer aus Nörvenich bei der jüngsten Ausstellung mit einem sogenannten „Flammenfresser“ vertreten, ein nur wenige Zentimeter großer Vakuummotor, der seinerzeit nicht populär genug war und schnell vom Viertaktmotor abgelöst wurde. Willi Scharrenbach zog ebenfalls Blicke auf seine Maschine: eine stehende Dampfmaschine, die er als Nachbau einer Maschine aus einer Brauerei in Grimma/Sachsen anfertigte.
Alle Teile hat er selbst gefertigt. Das sei Ehrensache unter den Stammtischbrüdern. Die Liebe zum Detail geht schon so weit, dass Bekannte immer wieder nach Ersatzteilen fragen. Willi Scharrenbach berichtet von einem Fall: „Ein Bekannter brauchte ein spezielles Teil für sein Blasinstrument. Er konnte es nirgends finden. Ich habe es für ihn nachgebaut.“ Weil er das Hobby so liebt, reist Bernd Jennes sogar jeden Monat extra aus Belgien an. Dieses Mal war er mit einem Stirling-Motor bei der Ausstellung dabei. Der schottische Priester Robert Stirling hatte ihn Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt. Damit wurden Pumpen in Bergwerken angetrieben. Stirling-Motoren würden aber auch noch heute verwendet, erklärte Jennes. „Etwa in Heizkesseln.“
Ein Höhepunkt war der von Klaus Söller aus Bad Breisig mit viel Liebe zum Detail nachgebaute erste Otto-Motor, aber auch eine vierzylindrige oszillierende Dampfmaschine. Damit werden Schiffe angetrieben.
RZ Bad Neuenahr-Ahrw. vom Mittwoch, 8. April 2015, Seite 13